Bei schwierigem Wind die Nerven bewahrt
Bericht zum Weitseerennerts des WVF vom 21.08.2021
( von Konrad Bauersachs)
Uuuuups! War da das Oberbayerische Volksblatt noch schneller als ich und berichtet schon am Dienstag im Sportteil über die WVF-Regatta? Titel: Bei schwierigem Wind die Nerven bewahrt
Nein, es geht dabei nicht um uns Segler, Thema sind vielmehr die Bogenschützen und ich muss meinen Bericht doch selber schreiben. Vielleicht sollten wir uns aber in der nächsten Saison mit den Bogenschützen absprechen und die Termine besser koordinieren. Die einen (also wir Segler) brauchen den Wind, den anderen (den Robin Hoods) macht er das Leben schwer. Wenn ich rückblickend die aktuelle Chiemsee Meisterschaft – Serie analysiere, hat wohl die Hälfte der Regattateilnehmer das Bogenschießen als Zweithobby.
Mit Hilfe fundierter Langzeitprognosen von Windfinder, Jörg und ein paar alten Römern (Auguren Vogelschau) und Babyloniern (Leberorakel) könnte für die kommende Saison in beiden Sportarten ein bedarfsgerechter windreicher oder windarmer Terminplan zusammengestellt werden. Dass da noch niemand draufgekommen ist!
Aber jetzt zum Segeln: Same procedure as every year
: Schlepp vom Heimathafen diesmal direkt ins Startgebiet; der Umweg übers WVF-Klubhaus zum Seglerfrühstück und zur Steuermannbesprechung muss ja leider ausfallen. Dafür waren alle 64 Boote trotz noch-nicht-Flaute rechtzeitig an der Startlinie.
Punkt 11:00 schickte die Wettfahrtleitung die Teilnehmer bei einem zarten Ostwind auf den Kurs zur Luv Boje, allgemeine Richtung Ising. Die Schnellstarter durften kurz zeigen, dass sie auch kreuzen können, nach einem 20° – Lift nach links (Nord) wurde aus dem geplanten Up- and Down Kurs für die meisten Teilnehmer ein Anlieger ohne die seglerischen Herausforderungen des geplanten Kurses. Keine reizvollen Begegnungen zwischen aufkreuzenden und den schnelleren Booten auf dem Vorwindkurs zur Leetonne, Verkehr wie auf der Autobahn auf zwei Richtungsfahrbahnen.
Die Kats und Rennziegen gingen bei diesen Bedingungen als erste über die Ziellinie, unter den ersten zehn Booten waren (mit YS 100 plus) Daxenbergers MAXI, diesmal offenbar ohne flüssigen Zusatzballast leichtfüßig unterwegs und Max Fröhlich auf seiner Tempest.
Für die langsameren Boote hieß es derweil ohne Fahrt durchs Wasser die Leetonne runden und zur Luvtonne hochzustehen. Nach dem zweiten Schenkel wurde aus dem zarten Wind ein noch zarterer Hauch und die WL gönnte den Teilnehmern nach dem dritten Schenkel die ersehnte Bahnabkürzung an der Luvtonne.
Kein Wind, dafür schön warm. Hatten wir das in diesem Jahr nicht schon einmal, zweimal
Drei Skipper waren vernünftig genug und haben das Handtuch geworfen, andere haben zwischendurch einen erfrischenden kurzen Badeurlaub gemacht und danach ihr Handtuch gebraucht.
Das konnten sich die Top-Platzierten nicht leisten, zu eng liegen die Titelanwärter beieinander. Ich selber habe zuletzt mit meinen Prognosen einmal sauber danemdappt: Ich habe übersehen, dass Robert Egner einen Streicher von 50 Punkten hatte und jetzt auf Platz 2 der Gesamtwertung liegt. Entschuldigung!
Aber wenn ich mich nicht erneut verrechnet habe, steht der neue Chiemsee Meister 2021 schon fest: Ihr findet ihn hier unter den ersten fünf der Gesamtliste: chiemsee-meisterschaft.de/ergebnisse/
Für Eisheuer & Team ist die Sache klar: Er hat noch ein Streichergebnis frei das wäre die Wertung des 3-Buchten-Törns. Holt er da -was wahrscheinlich ist- wieder einen ersten Platz, hat er das Luxusproblem, einen Platz 1 streichen zu müssen. Und auch mit einem DNF oder DNC oder DSQ ist er der Chiemsee Meister 2021 und kann es sich da oben recht gemütlich machen. Weniger als 5,2 Punkte geht eben nicht. Es sei denn, er bekäme vom Schiedsgericht eine nicht streichbare Strafe (DNE) eher sehr unwahrscheinlich.
Für die weiteren Platzierungen beginnt jetzt das Jonglieren mit wenn und dann: Wer erreicht beim 3-BT welchen Platz und wie viele Punkte kann er noch streichen, um auf welchen Platz der Gesamtwertung zu kommen? Da braucht man schon einen Quantenrechner, ein Abakus reicht da nicht mehr. Von Platz fünf bis Platz zehn etwa kann sich noch einiges verschieben. Wer also noch einen Platz unter den ersten zehn erreichen will, muss sich in Breitbrunn ranhalten! Und natürlich auch rechtzeitig melden!
Apropos melden: Warum machen so viele Teilnehmer den ausrichtenden Vereinen das Leben unnötig schwer, weil sie erst knapp vor Ultimo melden? Die Vereine brauchen ausreichend Vorlaufzeit für die Organisation; die Hilfskräfte für Sicherungsboote, Tonnenleger oder Startschiff wachsen nicht auf Bäumen und wollen -gerade zur Ferienzeit- rechtzeitig wachgeküsst werden. Und wenn in 2022 vielleicht endlich wieder ein Seglerfrühstück oder abends ein Seglerhock möglich sein sollte: Woher soll der Verein am Vorabend der Regatta wissen, wie viele Weißwürste er fürs Regattafrühstück am Wochenende vorher hätte bestellen sollen oder -ganz dramatisch- wieviel Bier? Jeder Teilnehmer erwartet, dass für alle genug da ist, also muss er selber auch was dafür tun! Die Chiemsee MeisterschaftSaison geht ihrem Ende entgegen, eine Gelegenheit für die ausrichtenden Vereine, Ausschreibung und Segelanweisungen für die kommende Saison zu harmonisieren. Und wer künftig immer noch nicht rechtzeitig meldet, kann zwar mitsegeln, wird aber nicht gewertet.
Die Fotos hat mir der WVF Fraueninsel zur Verfügung gestellt Vielen Dank dafür!