Chiemseemeisterschaft die zweite – Das Blaue Band des CYC

Was dem Romantiker die Blaue Blume ist dem Regattasegler am Chiemsee das Blaue Band des CYC (eigentlich sind es ja zwei Bänder); beide sind für die meisten Normalo-Segler allerdings genauso unerreichbar wie die geheimnisvolle Blaue Blume. Im Gegensatz zur romantischen Blüte hat der Segler mit dem Blauen Band aber etwas Greifbares in der Hand oder um den Hals. Wie schon Loriot sagen ließ: Da hab‘ ich was eigenes!
Aber bis es so weit ist, muss man erst mal nach von Seebruck nach Prien geschleppt werden (Danke Robert!) oder -wenn‘s näher ist- selber segeln und wenn das Boot direkt vor Ort liegt, darf man später aufstehen.

Dazu eine Anregung: Vielleicht sollten die Ausrichter überlegen, all jenen Seglern, die von weither anreisen, einen Yardstickbonus zu gewähren oder den anderen einen Malus. Ob das aber klappt? Wie immer gäb‘s beim Stichwort Yardstick Mord und Totschlag, der Chiemsee färbte sich nicht nur wegen der Abendsonne blutrot und die verbliebenen Teilnehmer könnte man an einer Hand abzählen. Muss ja nicht sein – belassen wir‘s also, wie‘s ist.

Ach ja, Thema Schlepp: Auf dem Weg von Seebruck zum CYC freuten wir uns (heute nur zwei Boote!) über einen leichten SO, das ließ auf eine Vorwärtssegel – Regatta hoffen und nicht auf einen zweiten Streicher. Nach dem Gewitter vom Vorabend versuchte im Osten ein Streifen blauen Himmels gegen die hartnäckigen Wolken anzukämpfen, vergeblich. Gewittrig
war‘s rundumadum, aber nicht wirklich bedrohlich. Aber wo Wolken sind, ist auch Wind und Schönwettersegeln kann ja jeder. Also beim opulenten Frühstück im Restaurant Seehaus (Danke an die fleißigen Helferinnen und Helfer) die Leistungsreserven auffüllen, bei der Steuermannsbesprechung mehr oder weniger aufpassen und dann ging‘s aufs Wasser.

Der Wind hatte gehalten, was er am Morgen andeutete: Pünktlich ging das Feld auf den Kreuzkurs nach Feldwies, vorher gab‘s an der Ablauftonne beim Rasthaus noch Gedrängel, danach war Spaßsegeln angesagt. Ja, ja, ich weiß: Regatta ist was todernstes, aber wenn schon mal Wind ist, sollte regattieren auch Spaß machen dürfen, finde ich. Über der Kampenwand hatte sich im Lauf des Vormittags eine unschöne dunkle Wolke breitgemacht und überdeckte den Raum zwischen Priental und Achental. An der Boje vor Feldwies dann eine Überraschung: Bahnänderung! Statt nach Seebruck ging‘s auf die Kurzstrecke gleich nach Gstadt. Die WL hatte ein mulmiges Gefühl wegen des drohenden Gewitters im Süden und wollte keinen Abbruch wegen Sturmwarnung riskieren. Etwas Gutes hatte die Bahnänderung: Die Boje vor Gstadt konnte man nahezu auf Halbwindkurs anliegen. Bei Wind um die 3 bft war das pures Spaßsegeln (ja, ja ich weiß – s.o.) , aber ein ungeeigneter
Kurs für Spi und Gennaker, so konnten die „Kleinen“ auf díesem Abschnitt Meter gutmachen. Zwischen Gstadt und der Fraueninsel und weiter bis zur Kreuzkapelle die übliche Hustenattacken des Windes (geht – geht nicht), bis ins Ziel segelte es sich dann recht passabel auf reinem Vorwindkurs.

Der vermeintlich beständige Wind verführte mich zum Heimsegeln nach Seebruck; kaum war aber ich an der Kreuzkapelle vorbei, stand ich im Flautenloch und wollte schon unser Sturmboot anfordern. Dann setzte sich der Wind doch nochmal durch und ich konnte von der Fraueninsel aus den Hafen in Seebruck genußsegelnd direkt anliegen. Zum Abschluss des Regattatages gab‘s im Clubhaus des CYC vor der Siegerehrung ein reichhaltiges warmes Büffett und ausgiebig Zeit zum Ratschen. Und es galt auch die Bänder abzuholen, um die es ging: Robert Egner erreichte als schnellster Segler (Foil Flyer – 1:33.31) die Ziellinie und Peter Wernsdörfer auf seiner Stradivari war schnellster nach berechneter Zeit (Z-Jolle 2:10.19). Sowohl Robert (jetzt 2x) als auch Peter (jetzt 3x) sind blaubandmäßig Wiederholungstäter! Warum nicht mal auch einen Preis für „last ship home“
ausloben? Oder will dann keiner mehr vorne mitsegeln?

Das schnellste Einrumpfboot steuerte Schmid Hinz (ges. 1:57.05 / ber. 2:17.44). Um 14:11 kreuzte drei Stunden nach dem Start das letzte Boot die Ziellinie, eine flotte Regatta! Da gab‘s früher auch schon mal 5:00 plus Die aktuelle Ergebnisliste nach zwei Wettfahrten hat noch was von Glaskugelgucken: Die „üblichen Verdächtigen“ haben sich in der ersten Wettfahrt teilweise vornehm zurückgehalten und manche finden sich ungewohnt
weit hinten, die zweite Regatta lässt jetzt schon etwas klarer sehen. Frühestens bei der Hafentrophy in Seebruck am 6.7. wird sich zeigen, wer wieder dauerhaft vorne mitmischt.

Einige enttäuschte Gesichter über ungewohnte Platzierungen gab es ja durchaus bei der Preisverleihung. Auch wenn manche Segler ihrer sicher sind und meinen: mich plagen keine Skrupel noch Zweifel, sollten sie vielleicht vor der Hafentrophy in Seebruck mal ein Buch in die Hand nehmen.Es muss ja nicht gleich Faustens Nostradamus sei, es reicht ja schon, sich mal
intensiver mit Eric Twinames Wettfahrtregeln oder tiefschürfender mit Bethwaites Wetterkunde auseinanderzusetzen. Das könnte für eine bessere Platzierung durchaus hilfreicher als Raumgebrüll sein…
Also: nur wer für die Hafentrophy meldet, kann Plätze gutmachen oder gewinnen!

https://www.seebrucker-regatta-verein.de/downloads/meldelisten2019/Hafentrophy.pdf