Up and down – kreuz und quer
Der sechste Lauf zur Chiemseemeisterschaft hatte alles, was eine Regatta spannend machen kann: Schon während des Schlepps von Seebruck zur Fraueninsel beglückte uns -anders als beim 5. Lauf- ein leicht gekräuselter See. Der Wind reichte einemvorbeigleitenden Kat, sich auf die Foils zu stellen. Ganz so schlimm wollten wir acht Teilnehmer es nicht treiben, aber Wind war schon mal eine gute Voraussetzung. Beim Weißwurstfrühstück für die „Carnivoren“ und Kaffee und Kuchen für die „Candyvoren“ kamen die Taschenrechner zum Einsatz: Diskutiert wurde die Frage, wer muss welchen Platz belegen, um -ätschibätsch- an dem oder jenen vorbeizuziehen. Allzu viel Spielraum für Änderungen an der Spitze gibt’s am Chiemsee eigentlich nicht: Es gibt keine Korallenriffe, auf denen man auflaufen kann und dann der Konkurrenz hinterherschauen muss, keine Riesenkrake kann den ungeliebten Gegner in die greulichen Tiefen des Bayerischen Meeres hinabreißen, kein U-Boot kann kleine oder große Probleme (je nach Bootsklasse) mit einem Torpedo lösen. Bliebe nur noch der direkte Angriff mittschiffs auf einen der unmittelbaren Konkurrenten wie bei der Seeschlacht von Salamis (480 v. Chr. Perser verloren gegen Griechen) , mit der Absicht, ihn zu versenken. Hier sollte man vorher sicherheitshalber „Raum“ gebrüllt haben. (Details zu den Folgen solcher Bosheiten siehe Wettfahrtregeln 44.1.b) Vor dem Weitseerennerts liegen die Buchners scheinbar uneinholbar mit fünf ersten Plätzen vorn, die sechs nächstplatzierten Boote liegen in der Gesamtwertung nur drei Punkte auseinander. Also lag Spannung in der Luft, vor allem, weil mit der Wertung des Weitseerennerts erstmals die Möglichkeit bestand, eine schlechte Platzierung zu streichen. Selbst Hitchcock hätte sich das nicht besser ausdenken können; man sollte drüber nachdenken, vor dem nächsten Weitseerennerts Herztabletten bereitzustellen. Aber zuerst muss mal gesegelt werden: Charly Zipfer scheuchte uns auf den Vorwindkurs zur Startlinie. Der geplante Up-and-down – Kurs sollte eigentlich das Rennen um den Gesamtsieg noch einmal spannend machen, meint man, denn da sind mehr seglerische Qualitäten gefordert: etwa technisch einwandfreie Wenden oder exakte und vorausschauende Bojenmanöver, anders als auf langen Gennaker- oder Spikursen. Der Wind, der uns seit Seebruck begleitete, bequemte sich nach einem akademischen Viertelstündchen ebenfalls an die Startlinie und los ging’s auf den Kreuzkurs Richtung Fraueninsel. Der Wind hatte offenbar wie die Segler die Frühstückspause genutzt, dabei am Klosterlikör mehr als genippt und konnte sich nicht mehr recht an die Richtung erinnern, aus oder in die er wehen sollte. So folgte auf den ersten Kreuzkurs ein eher halbwindiger Spi- und Gennakerkurs zur Leetonne und aus dem zweiten Kreuzkurs wurde fast ein Anlieger. So viel zum Thema Auslese durch technische Perfektion. Um es kurz zu machen: Der Wind wurde zwar weniger, hielt aber lange genug durch und wirbelte -bildlich- das Feld gründlich durcheinander: Die Buchners belegen weiterhin den 1. Platz der Gesamtwertung, danach ging’s (wegen der Streichmöglichkeit) munter durcheinander: Max Fröhlich schoß von Platz 27 auf den 2. Platz hoch und war Tagessieger der Einheitsklasse, Daxenberger kletterte von 5 auf 3, „unser“ SRV-Team Bandtlow musste Platz machen und rutschte von Platz 7 auf Platz 10; die Kolbingers von 11 auf 13. Sie belegten aber in der Tageswertung den