Starkwindrevier Chiemsee oder Chiemseemeisterschaft die fünfte von sieben
Am dritten August stand der 5. Lauf zur Chiemseemeisterschaft im Kalender, die Feldwieser Langstrecke. Das Studium der Wettervorhersagen für den Regattatag – speziell bei Kachelmann machte aus Erwachsenen nägelkauende Nervenbündel: Jörg orakelte von Böen bis 45 km/h zur Mittagszeit, eingedeutscht sind das so um die 6 bft und es könnte sogar mehr werden, so die düstere Voraussage. Die Gewissensfrage war: Soll ich melden oder glaub‘ ich den vermeintlichen Unsinn einfach nicht? Tu ich mir bei solchen Bedingungen vielleicht selber weh oder gar meinem Boot? Lasse ich Oma vielleicht krank werden oder meinen Bruder heiraten? Nein: Wir lassen uns das Segeln nicht verbieten und trotzen mit 92 Booten der finsteren Prophezeiung. In Wirklichkeit wehte bei der Anreise ein angenehmer Südwind, beste Voraussetzung für taktisches Segeln. Hämische Kommentare über Wetterfrösche gab‘s reichlich, ebenso reichlich die warnenden Stimmen: Weißt du noch, die letzten Male hatte er immer Recht, manchmal nicht sekundengenau, aber immerhin. Mal ehrlich: Sieht so ein drohendes Unwetter aus? Vorher gab‘s sicherheitshalber zur Stärkung reichlich Frühstück, die „Körner“ auffüllen, wie es neudeutsch heißt. Dann ging‘s bei herrlichem Segelwetter (siehe nochmal Foto) aufs Wasser, der Südwind hatte sich mittlerweile immer westlicher orientiert und foppte ständig die Wettfahrtleitung beim Auslegen der Startlinie. Hat wohl auch Kachelmann geguckt, der Wind. Die lange Trockenheit und die Wärme fördern im Flachwasser vor Feldwies das Wachstum der Wasserpflanzen ungemein. Manche Teams haben mittlerweile ein speziell ausgebildetes Mitglied, das auf das Kommando „Ausziehen, Ausziehen“ zur Badehose greifen muß, die Taucherbrille aufsetzt (U-Boot Nautilus läßt grüßen) und die Schraube vom Seegras befreit. Ähnliches ist der Mortadella passiert, die sich im Feldwieser Bermudadreieck fast unrettbar in den Seerosen verhedderte. Was der Bund Naturschutz wohl dazu sagt? Beim Start drängelten sich die Boote am Startschiff, die Schalchenboje war fast ein Anleger und 300m näher als vom anderen Ende der Linie. Unmittelbar vor dem Start gab es einen lauten Knall: Zwei Boote legten das Wegerecht unterschiedlich aus und beendeten den Tag mit einem DNF in der Wertung. Sie sollten nicht die einzigen DNFs bleiben! Wenn man es nach dem Startschuß endlich aus der Abdeckung der luvwärtigen Boote geschafft hatte, war es bis auf gelegentliche Böen mit flatternden Focks und vielen Gegenbäuchen ein weitgehend unaufgeregtes Segeln Richtung Schalchen-Boje. Auch dass die ersten Boote nach dem Runden gleich den Spi setzten, ließ an Jörgs Schwarzmalerei zweifeln. Im Westen, im Rücken der Segler, stand inzwischen eine riesige bös-schwarze Gewitterwolke, aus der es grummelte und rumpelte, es klang fast wie „Jörg hat Recht, Jörg hat immer Recht“. Der einzige Fotograf, der mitsegelte und Life-Bilder vom Regattageschehen machte, hat auch diesen dramatischen Anblick festgehalten. Richtig: déjà vu sagt man da, wenn man sich an den Abbruch der Feldwieser Langstrecke von 2018 erinnert. Von Schalchen nach Seebruck ging‘s auf Halbwind- bis Raumschotkurs, danach hieß es halsen und weiter bei moderatem Wind Richtung Chieming. Immer mit dem bangen Blick nach rückwärts: Was macht das Unwetter? Mittlerweile blinkte die Vorwarnung, so richtig gemütlich sah das Szenario nicht aus. Dass die Wolke eher Richtung Kampenwand zog, war keine echte